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Kontakt für weitere Informationen:

Volker Beckmann
Goddard Space Flight Center, Greenbelt, Maryland
(Telefon: +1-301-286-8401)
e-mail: beckmann@milkyway.gsfc.nasa.gov

Bildmaterial

Bildunterschrift 1:

Künstlerische Darstellung des Aufleuchtens des Neutronensterns, ausgelöst durch Materie die dem Begleitstern entrissen wurde. Credit: NASA

Hochaufgelöstes Bild


Bildunterschrift 2:

Eine Aufnahme von NASAs Swift Röntgen-Teleskop von IGR J16283-4838. Der Neutronenstern und sein Begleiter erscheinen als ein heller Fleck im Röntgenlicht. Credit: NASA/Swift/Beckmann et al.

Hochaufgelöstes Bild


Bildunterschrift 3:

Diese Animation zeigt den Neutronenstern IGR J16283-4838 zusammen mit seinem Begleitstern. Materie fliesst vom Begleiter auf den Neutronenstern, angezogen durch die starke Gravitation und leuchtet von Zeit zu Zeit hell im Röntgen- und Gamma-Licht auf. Solche Ausbrüche dauern einige Tage bis Wochen und zeigen ein ansonsten unsichtbares Sternensystem. Credit: NASA/Dana Berry

Animation in MPEG Format


Bildunterschrift 4:

Wie Bild 2, aber mit Angabe der Himmelskoordinaten. Credit: NASA/Swift/Beckmann et al.

Hochaufgelöstes Bild


Wissenschaftliche Publikation:

Swift, INTEGRAL, RXTE, and Spitzer reveal IGR J16283-4838


Pressemitteilung der ESA:

Three satellites needed to bring out 'shy star'


Pressemitteilung der University of Maryland:

Three Satellites Needed to Discover One Shy Star


Pressemitteilung der Université de Genève:

Des astronomes de l'UNIGE collaborent à la découverte d'une étoile bien mystérieuse

13. Juli 2005 - (Datum der Pressemitteilung)

Drei Satelliten entdecken einen scheuen Neutronenstern

 

Künstlerische Darstellung des Aufleuchtens des Neutronensterns, ausgelöst durch Materie die dem Begleitstern entrissen wurde.

Bild 1

 

Ein internationales Team aus Wissenschaftlern hat eine seltene Art von Neutronenstern entdeckt, so sonderbar, dass drei Satelliten nötig waren, um ihn zu identifizieren. Diese Entdeckung zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit von europäischen und amerikanischen Satelliten ist, wenn es darum geht, neue Erkenntnisse über das Leben und Sterben der Sterne zu erlangen.

Entdeckt wurde der Neutronenstern, das extrem kompakte Überbleibsel einer Sternenexplosion, durch den INTEGRAL Satelliten der European Space Agency (ESA). Der Neutronenstern hält sich sozusagen in einem "doppelten Versteck" auf: Er befindet sich tief eingebettet in einem Spiralarm unserer Milchstrasse und ist zudem noch in einem Doppelsternsystem, umgeben von dichtem Gas.

 

Eine Aufnahme von NASAs Swift Röntgen-Teleskop von IGR J16283-4838. Der Neutronenstern und sein Begleiter erscheinen als ein heller Fleck im Röntgenlicht.

Bild 2

 

Die Wissenschaftler konnten sich keinen Reim aus den Satellitendaten über die Natur des Sterns machen. Also wurden zwei amerikanische Satelliten, NASAs "Rossi X-ray Timing Explorer" und der erst im November gestartete "Swift" Satellit zu weiteren Beobachtungen in anderen Wellenlängen verwendet. "Die Spiralarme unserer Galaxie sind voller Neutronensterne, schwarzer Löcher und anderer exotischer Objekte", berichtet Dr. Volker Beckmann von der NASA und der University of Maryland, Baltimore County, Autor eines Artikels im Astrophysical Journal. "Das Problem ist, dass die Spiralarme zu staubig sind, um hindurchzusehen. Aber mit der richtigen Kombination aus Röntgen- und Gamma-Teleskopen können wir aufspüren, was sich dort verbirgt. So können wir einiges über die Sternentstehung in der Milchstrasse erfahren."

Ein Neutronenstern ist der Überrest einer Supernova, einer Explosion eines Sternes zehnmal so gross wie unsere Sonne. Ein Neutronenstern hat in etwa die Masse der Sonne, ist aber eine Kugel von nur 20 Kilometern Durchmesser. Der besondere Neutronenstern der hier gefunden wurde, heisst IGR J16283-4838 und befindet sich in Richtung des Norma Spiralarmes, etwa 20.000 Lichtjahre von uns entfernt. IGR J16283-4838 gehört zu den sogenannten "stark absorbierten" oder versteckten Neutronensternen. Da Neutronensterne aus schnell brennenden massiven Sternen entstehen, sind sie eng verbunden mit der Sternentstehungsrate. Sie sind ausserdem Leuchtfeuer in Regionen die ansonsten zu staubig sind, um sie zu studieren. Indem mehr und mehr von ihnen entdeckt werden lernen wir was wirklich in den Spiralarmen passiert.

 

Diese Animation zeigt den Neutronenstern IGR J16283-4838 zusammen mit seinem Begleitstern. Materie fliesst vom Begleiter auf den Neutronenstern, angezogen durch die starke Gravitation und leuchtet von Zeit zu Zeit hell im Röntgen- und Gamma-Licht auf. Solche Ausbrüche dauern einige Tage bis Wochen und zeigen ein ansonsten unsichtbares Sternensystem.

Bild 3

 

IGR J16283-4838 wurde während eines Ausbruchs auf oder nah seiner Oberfläche entdeckt. Neutronensterne wie IGR J16283-4838 sind häufig Teil eines Doppelsternsystems in welchem sie einen normalen Stern umkreisen. Von Zeit zu Zeit fällt Gas von dem normalen Stern, angezogen durch die starke Gravitation, auf den Neutronenstern. Bei dem heftigen Aufprall werden enorme Energien freigesetzt. Solche Ausbrüche können Wochen dauern, bis das System wieder für Monate in einen Ruhezustand übergeht.

INTEGRAL, der Rossi Explorer und Swift detektieren Strahlung im Röntgen- und Gammabereich, um ein vielfaches energiereicher als das sichtbare Licht. Und jeder Satellit hat besondere Fähigkeiten. INTEGRAL hat ein grosses Gesichtsfeld, so dass die Milchstarsse weiträumig nach Anzeichen von Neutronensternen oder schwarzen Löchern abgesucht werden kann. Swift verfügt über ein hochauflösendes Röntgenteleskop, mit welchem die Wisschenschaftler die genaue Position von IGR J16283-4838 bestimmen konnten. Und der Rossi Explorer erlaubt ein genaues Studium schneller Veränderungen der Helligkeit der Quelle bis hinab in den Millisekunden-Bereich. Die Spiralarme der Milchstrasse schirmen zwar das sichtbare Licht ab, nicht aber die energetischen Röntgen und Gammastrahlen.

 

Simona Soldi, eine Doktorandin am INTEGRAL Science Data Centre in Genf, entdeckte die neue, helle Quelle mit INTEGRAL am 7. April 2005. "Wir sind immer auf der Jagd nach neuen Quellen," berichtet sie, "und es ist aufregend etwas so seltsames zu entdecken. Wie viele von diesen Neutronensternen sind dort draussen im All?"

Da es schwierig ist Gammastrahlung zu scharfen Bildern zu bündeln, benutzte das Wissenschaftlerteam das Röntgenteleskop von Swift am 13. und 15. April, um die genaue Position zu bestimmen. Swift bestätigte ausserdem, dass es sich um eine "stark absorbierte" Quelle handelte, also ein Doppelsternsystem angefüllt mit Gas vom Sternenwind des Begleitsterns. Und ab dem 14. April beobachteten die Wissenschaftler das Verblassen der Quelle mit dem Rossi Explorer. Diese Beobachtung zeigte ein charakteristisches Verhalten für sogenannte "sehr massive Röntgendoppelsterne", in denen sich ein Neutronenstern versteckt.

"Stück für Stück haben wir das Puzzle gelöst," sagt Dr. Jamie Kennea vom Swift Team an der Pennsylvania State University. "Swift ist eigentlich dazu gedacht, Gamma-Strahlungs Explosionen aufzuspüren, es war also eine besondere Herausforderung das Röntgentelekop für etwas anderes zu verwenden."

INTEGRAL (International Gamma Ray Astrophysics Laboratory) wurde im Oktober 2002 gestartet, Swift im November 2004 und der Rossi Explorer bereits 1995.

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